6. März Tag 36

Nach dem erholsamen Nachmittag gestern braucht mein Körper anscheinend immer noch Erholung, weshalb ich erst um kurz vor 8 Uhr aufstehe. Ich esse entspannt mein Müsli und Pfannkuchen und genieße dabei das schöne Wetter. Anschließend mache ich mich wieder auf zur ersten Einheit. Es stehen 20 Kilometer an. Meiner Muskulatur geht es ganz gut und es ist trotz der harten zwei Tage nicht schlechter geworden. Nach kurzem Warm-Up mit Spinning mache ich mich auf nach draußen. Ich laufe zunächst eine 14,5km Runde, die mich über den Joggo zu Run'ix führt und von dort zum berühmten Fartlek Meeting Point. Dort treffen sich jeden Dienstag und Donnerstag um 9 Uhr viele Kenianer und zahlreiche Läufer anderer Nationen, um gemeinsam ein Fahrtspiel zu machen. Als ich die Strecke in die entgegengesetzte Richtung laufe, stelle ich mir nur vor, wie das wohl aussieht, wenn auf einmal 100 Läufer in einem mörderischen Tempo auf einen zukommen. Fahrtspiel bedeutet hier, dass man sich um 9 Uhr trifft und ein Läufer mit Autorität dann das Training vorgibt. Dies ist meist 1 Minute schnell/1 Minute langsam oder 3/1 oder 2/1. Je nach Laune des Kapitäns. Wenn es dann losgeht, bebt vermutlich zunächst dann erstmal die Erde, als würde eine Büffelherde vor den Löwen weglaufen. Schnell trennt sich dann aber die Spreu vom Weizen und die Läufermasse zieht sich wie eine Perlenschnur auseinander. Manche Kenianer nutzen oft das ruhigere Tempo, um wieder aufzuschließen, was zur Folge hat, dass diese dann eher einen Tempodauerlauf machen. Erwähnenswert ist, dass die Strecke komplett über die Dirt Roads geht und ich beim Ablaufen der Strecke auch bemerke, dass besonders hier viele Steine auf dem Weg liegen, die eine hohe Stolpergefahr darstellen. Man muss also darauf achten, wie man seinen Fuß aufsetzt, was aber gar nicht so einfach ist, wenn um einen herum zehn Läufer sind. Gar nicht so ungefährlich das Ganze. Aber vielleicht haben die Kenianer auch einfach andere Knöchel.
Nun zurück zu meinem Lauf. Vom FartlekPoint geht es dann vier Kilometer ausschließlich bergauf bis zum Markt. Ich komme somit von der anderen Seite der Stadt. Die vier Kilometer bergauf sind jetzt trotz des ruhigen Tempos nicht ganz so entspannt, aber ich komme gut durch. Nach 14,5km bin ich an unserer Tankstelle angekommen und ich laufe noch eine 5,5km Runde, um auf die 20km zu kommen. Dabei geht es einmal so bergab, dass meine Beine auf einmal fast nicht mehr hinterherkommen und ich mit meinen Beinen wie eine Nähmaschine herunterstürze. Dabei denke ich mir nur, wie blöd es ist, dass man den ganzen Weg wieder hoch muss. Insgesamt sind es 300 Höhenmeter gewesen. Der Schnitt 4:16 pro Kilometer, was relativ entspannt heute gewesen ist. Ich dehne mich wieder ausführlich und gehe um 13 Uhr zu Physio Ben, der mir bescheinigt, dass das Bein nochmal besser ist als letztes Mal. Es "flutscht" besser, um es mal übertrieben darzustellen. Aber ich bleibe bei meinem Mantra, werde nicht zu euphorisch und denke beziehungsweise plane von Tag zu Tag. Danach esse ich schnell etwas, bevor ich nach meinem anschließenden Mittagsschlaf zum Spinning gehe. Eine Stunde steht an. Darauf folgend 30 Minuten Athletik. Danach kaufe ich beim Supermarkt an der Tankstelle noch kurz Kekse ein, da sich mein Vorrat langsam dem Ende neigt. Gehört hier dazu, da sonst das einzige Süße das Gel beim Laufen ist und das ist jetzt nicht das, was man mal so nebenbei isst.
Zum Abendessen gibt es "schmackhaftes" Ugali, Reis und Ziegenfleisch. Heute habe ich übrigens sogar das Privileg, drinnen zu sitzen. Liegt aber auch daran, dass ich 10min zu früh zum Essen erscheine.
Danach setze ich mich noch kurz zu Nic und Katja, die draußen sitzen müssen, unterhalten uns etwas, bevor ich auch wieder ins Zimmer zum Schlafen gehe.

Morgen plane ich übrigens wieder einen Lauf auf der Moiben Road und habe zusätzlich das Privileg meinen 24.Geburtstag hier in Kenia zu verbringen. Bin mal gespannt, was der Tag morgen so bringt.

7. März Tag 37

Als ich heute aufstehe, ist mir noch nicht ganz bewusst, dass ich jetzt 1 Jahr älter bin. Aber ich glaub, das geht mehreren so.
Bevor ich meine Pfannkuchen esse, bekomme ich von daheim bereits ein paar Gratulationen, was mich natürlich sehr freut.

Anschließend mache ich mich auf zu Moiben, um 16km progressiv zu laufen. Da diesmal der Picki-Picki Fahrer mir eindeutig zu viel Geld verlangt hat, beschließe ich mit dem Matatu hin und zurück  zu fahren und mir vor Ort ein Picki-Picki als Begleitung zu organisieren.

Die Fahrt zur Moiben Junction verläuft relativ schnell und als ich aus dem Matatu aussteige, kommt mir bereits ein Picki-Picki Fahrer wie ein kleiner fröhlicher Kobold auf mich zugerannt. William, so heißt er, freut sich über mich wie ein Honigkuchenpferd und nach kurzer Verhandlung, einigen wir uns auf 500 Schilling. 
Ich wärme mich kurz auf und dann geht es auch schon los. Dass mein Geburtstag ist und ich hier allein durch die Gegend laufe, ist mir erst danach bewusst geworden. Find ich aber eigentlich ganz schön, das zu machen, was einem am meisten Spaß macht.
Der Wind ist heute etwas stärker als am Montag, sodass es mir ein bisschen schwerer fällt, das richtige Tempo zu finden. Die ersten 4km in 4:00 gehen schnell vorbei, dann 4km in 3:48, bevor ich einen U-Turn mache und 4km in 3:35 laufe. Dann hinten raus, wird es aufgrund des Windes und der müden Beine nochmal hart und ich schaffe 4km in einem Schnitt von 3:22. Besser als letztes Mal, aber dennoch sehr anstrengend.
Zufrieden gebe ich William, der mir immer wieder mein Getränk gereicht hat, sein Geld, gebe ihm zum Dank, da er es so gut gemacht hat 100 Schilling mehr und warte auf ein Matatu für den Rückweg.
Im Matatu rufe ich meine Familie an, was diese sehr amüsant finden, so mitten im Matatu zu telefonieren.
Im Guesthouse angekommen, dehne ich mich, gehe zum Mittagessen und danach auf meine Idee hin zusammen mit Nic, Katharina und Tom Ole zum Iten Café.
Dort erwarten uns ein paar witzige Stunden, da wir wieder über 30 Minuten auf die Karte warten, bis ich sie selbst organisiere und dann nochmal 30min bis zur Bestellung. Dieses Chaos werde ich auf jeden Fall daheim zumindest ein bisschen vermissen. Geplant war ein Eis, das ist allerdings nicht vorhanden, genauso wie der Mango Juice, den meine 3 Kollegen haben wollten. Also gibt es für mich Sprite mit Marmorkuchen und für Katharina und Tom Ole einen Tamarillosaft. Als das Essen kommt, bekomme ich großzügigerweise zwei Messer ohne Gabel für den Kuchen und nehme einen Bissen. Während Katharina ein warmes saftiges Stück bekommen hat, schlagen wir Jungs uns jeweils mit einem staubtrockenem Stück herum. Dieser Geburtstagskuchen bleibt auf jeden Fall in Erinnerung. Auch der Tamarillosaft stößt nicht auf viel Gegenliebe, sodass die anderen auf dem Rückweg noch in einer Juice Bar für Mangosaft vorbeisehen. Ich kämpfe dagegen zusammen mit Tom Ole wieder mit einem Zuckerrohr, das wir uns auf dem Weg dorthin besorgt haben. Während wir also wie Biber auf den Stück Holz kauen und wie Lamas alles wieder ausspucken, trinken Nic und Katharina genüsslich ihren Mango Saft. Die Kenianer selbst schauen uns mit einem kleinen Grinsen im Gesicht zu, wie zumindest mir der Saft aufs T-Shirt tropft. Ich glaube, ich benötige dann doch noch etwas mehr Erfahrung beim Zuckerrohr Essen.
Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Nachmittag, den ich gerne in Erinnerung behalte.
Da der Nachmittag so schnell vorangeschritten ist, mache ich mich schnell auf zur 2. Laufeinheit. 10km in 4:30 am Ende, wobei ich mir mit über 210 Höhenmetern jetzt nicht die tollste Strecke ausgesucht habe, auch nicht für meine Bein Muskulatur, wie ich danach feststelle. Abwarten wie es am nächsten Tag ist.
Pünktlich zum Regen werde ich fertig. "Perfekt getimed!", denke ich mir!
Ich dusche danach entspannt, teste danach wieder meine Curlingkompetenzen und gehe zum Abendessen, wo wieder Beilagen auf einen Warten.

Nach dem Abendessen kommt Nic mit seinen Schlafsachen zu mir in das zweite Bett neben Meinem, da sein neuer Mitbewohner, der allerdings morgen wieder weg ist, ihm zu laut schnarcht. Hoffe ich mal, dass ich mich besser schlafe und keine Geräusche fabriziere.

So geht mein Geburtstag auch zu Ende und damit läute ich auch den Beginn der letzten Woche ein, die ich hier in Kenia verbringe. Im Moment bin ich hin und hergerissen zwischen Vorfreude auf zuhause und etwas Wehmut, dass es schon "so schnell" wieder vorbei ist. Aber wer weiß, was die letzte Woche noch so bringt.

8. März Tag 38

Nach dem ereignisreichen Tag gestern, ist heute ein Workout auf der Bahn geplant.  Genauer gesagt sind 1000er geplant.
Hierfür fahre ich zusammen mit Nic zur Kipchoge Track nach Eldoret.
Nic hat anscheinend sehr gut geschlafen und ist überrascht, dass er mal nicht müde ist. Schnarche also anscheinend nicht. Wir fahren mal wieder Matatu.
Obwohl wir auf unser Sammeltaxi relativ lange warten müssen, sind wir dank des schnellen Matatus sehr schnell auf der Bahn. Wir wärmen uns auf, aber schon während des Aufwärmens merke ich unbewusst, dass es irgendwie gerade gar nicht geht.

Nach kurzen Steigerungsläufen beginnt das Training und ich versuche ich zu Beginn an Nic zu bleiben. Allerdings bin ich schon nach gefühlt 100m abgehängt und ich schaue nach 200m auf die Uhr und versteh erstmal gar nicht, was gerade los ist. Nach 400m breche ich ab, da ich merke, dass 1000er keinen Sinn machen. Ich mache noch ein paar 400er, aber beende diese dann auch bald und entschließe mich dann 100m schnell/1000m langsam zu laufen, um die Beine irgendwie in Schwung zu bringen. Allerdings sind meine Beine so träge und schwer, dass ich nicht nur gefühlt gegen eine Wand laufe, sondern die Wand mir zusätzlich auch noch entgegenkommt. "Flasche leer", würde Trapattoni sagen.
Frustriert lass ich es irgendwann mit dem Blick auf die Zeiten sein und laufe mich etwas ratlos aus. Ich gebe normalerweise nie ein Workout auf und falls doch, was bisher nur einstellig in meinem Leben passiert ist, dann quäle ich mich wenn dann zumindest bis zur Hälfte der Aufgabe. Dass es mich aber so komplett in der Luft zerreißt, hat ich jetzt aber auch nicht auf dem Schirm und in dieser Weise auch nicht. Will ich auch nie mehr haben. Mein Oberschenkel ist zwar heute nicht perfekt und nicht besser als die letzten Tage, aber daran liegt es nicht, Krankheit auch nicht, also muss es meiner Meinung nach die Höhe in Kombination mit Erschöpfung sein. Später erfahre ich auch, dass dies anscheinend kein Einzelfall ist und schon mehrere Läufer dieses Erlebnis hier in Kenia gehabt haben. Auf jeden Fall war dies mein schlechtestes Training in meinem ganzen Läuferleben.
Nach einer zum Glück schnellen Matatu Fahrt zurück, geht es, wenn auch nicht ganz verdient, zum Essen. Danach beschließe ich zusammen mit meinem Trainer, dass ich heute und morgen mich erstmal erhole und entspanne. Aus diesem Grund steht für mich dann heute auch nur noch ein Physio Termin bei Ben an und das Abendessen zusammen mit dem Versuch, das Training heute früh auszublenden und schnellstmöglich zu vergessen. Dabei denke ich auch an das Lauftraining der letzten Woche und das Training der letzten Wochen zurück, was wirklich sehr gut lief. Vor allem das Laufen nach der zweiwöchigen Pause.

9. März Tag 39

Nach dem gestrigen Tag versuche ich, so lange wie möglich zu schlafen und so viel wie möglich zu entspannen. Mach heute also einen auf Faultier.
Zum Frühstück esse ich meine Pfannkuchen und bevor ich um 10 Uhr zu Physio Ben gehe, gehe ich zur Bank, hebe noch etwas Bargeld ab und kaufe danach in einem Supermarkt ein paar Sachen ein. Der Supermarkt, der in der Nähe des Marktes und der Bank ist, ist von allen immer als "Inder" bezeichnet worden. Habe nie verstanden, wieso, bis ich an der Kasse eben einen indischen Mann sehe, dem anscheinend der kleine Supermarkt gehört. Ist für mich eine kleine Überraschung, da sonst nur Kenianer in den Läden bislang sichtbar gewesen sind und allgemein ein irgendwie interessanter Anblick.

Zurück im C&C hänge ich noch schnell meine Wäsche auf und gehe zur Physiotherapie.
Bei Ben versuche ich beziehungsweise Ben meine Muskulatur wieder auf Vordermann zu bringen und unterhalte mich mit ihm ein bisschen über ein lokales Rennen, das heute stattfindet. Ein 25km Trail Race. Was hier als Trail bei all den Wegen hier bezeichnet wird, will ich gar nicht wissen. Später höre ich nur, dass man aufpassen muss, nicht im Kaktus zu landen. Wenn es nur das ist, kann ja nichts schief gehen.

Zum Mittagessen sitzen wir Deutschen draußen und sehen, wie langsam Gewitterwolken am Himmel aufziehen.
Deswegen beeile ich mich kurz und haste zur Wäsche, damit diese nicht wieder von vorne gewaschen wird. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es und danach steht für mich nur Lesen an. Leider nichts spektakuläres, aber rechtzeitig zum Abendessen habe ich das Buch fertig gelesen. Abends unterhalte ich mich noch mit einem älteren Mann beim Abendessen, der von seinem geplanten Projekt in Kenia erzählt. Er plant eine nachhaltige Förderung der Menschen hier, die auf dem Land leben. Dabei will er nicht nur Geld verteilen, sondern durch Brunnenbau Zugang zu Trinkwasser schaffen und auch einzelne Familien und deren Kinder von der Grundschule bis zur Universität begleiten, was ich einen sehr guten Ansatz finde, der oft gesagt wird, aber dann nicht durchgezogen wird. Faszinierend finde ich auch die zahlreichen Aspekte, die dabei beachtet werden müssen. So muss er zum Beispiel darauf achten, dass er zwei verschiedene Volksstämme gleich behandelt und nicht einen unbewusst bevorzugt, damit keine Unruhen ausbrechen.
Der Abend vergeht relativ schnell, sodass ich mich zügig ins Bett bewege und mit guter Hoffnung an den nächsten Tag denke.

10. März Tag 40

Der letzte Sonntag in Kenia und der letzte Tag von Nic hier in Iten, für den es nach acht Wochen nach Hause geht.
Zum Frühstück essen wir zur Krönung Mandasi, mein Lieblingsfrühstück, und bereiten uns für einen letzten gemeinsamen Lauf vor. Läufe in Begleitung hatte ich persönlich hier einfach auch zu wenig und werde ich vermutlich auch keinen mehr haben, so viel vorneweg.
Denn schon auf dem ersten Kilometer merke ich, dass irgendwas nicht stimmt, so habe ich in der rechten Hüfte Probleme und nach kurzer Zeit fängt mein anderer Oberschenkel an zu ziehen. "Na toll!", denke ich mir und nach 5,5km beschließe ich den Lauf abzubrechen und Nic laufen zu lassen, da ich das Gefühl habe, dass mein rechter Oberschenkel platzt. Vermutlich daher, dass ich aufgrund der immer noch vorherrschenden Schmerzen links unterbewusst leicht schief laufe.
Die restlichen 2km gehe ich zu Fuß. Ratlos, mental erschöpft und genervt gehe ich die restlichen 2km ins Guesthouse.
Den geplanten Halbmarathon in einer Woche in Lissabon werde ich vermutlich absagen müssen und Hannover steht für mich gerade ein bisschen in den Sternen. Ich hab noch etwas Zeit, aber ehrlich gesagt, sieht eine vernünftige Marathonvorbereitung anders aus. Man soll niemals nie sagen, aber jetzt muss ich erstmal meine Verletzung(en) in den Griff bekommen. Alternativ versuche ich mich fit zu halten und das bin ich auch im Moment. Wie es für mich jedoch weitergeht, muss ich in der Heimat klären.
Ich hab's versucht, hab diese Woche von Null auf Hundert Kilometer gesteigert. Kann mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht habe. Aber vielleicht soll es einfach nicht sein.

Um mich abzulenken, nehme ich das Angebot, zum View Point zu fahren, dankend an und so fahre ich zusammen mit Nic, Katharina und Tom Ole zum View Point. Auf dem Weg dorthin sehen wir riesige Zelte aufgebaut für ein Radfahrevent namens "The Loop". Die Runde geht sogar an unserem Guesthouse vorbei und wir sind beeindruckt, mit welchem Aufwand und wie professionell das Event hier in Kenia präsentiert wird.
Gleich neben dem Event ist das ViewPoint Restaurant, wo wir uns schließlich etwas zu essen zu bestellen und uns auf eine kenianische Wartezeit einstellen. Gemäß dem Motto der Kenianer "We have the watch, you have the time!"
Nach nur einer Stunde erhalten wir aber schon unser Essen, was uns geradezu überrascht. Währenddessen beobachten wir das Radrennen und sehen immer wieder Radfahrer den Anstieg hinauf erklimmen, die dabei von den zahlreichen Zuschauern angefeuert werden.

Am Nachmittag verabschieden wir Nic und ich mache noch eine kurze Spinning Einheit, um zumindest etwas positives vom Tag mitzunehmen. Abends gibt es dann sogar einen Marmorkuchen.  Vermutlich weil Nic jetzt weg ist;-)
Ich sicherere mir noch schnell zwei Stücke, bevor dann die Holländer alles wegessen, was dann auch tatsächlichder Fall ist.

11. März Tag 41

Gestern Abend habe ich mit Tom Ole ausgemacht, dass wir nach dem Frühstück zum Schwimmen nach Eldoret fahren. In das Schwimmbad, das beim letzten Besuch unter Wartungsarbeiten gestanden ist und so professionell gechlort worden ist, dass ich vor Entzückung und Vorfreude mich kaum zurückhalten kann. Aber da das Laufen gerade noch nicht geht und ich lange nicht mehr geschwommen bin, ist es mal wieder an der Zeit.
Gesagt getan und nach den obligatorischen Pfannkuchen in der Früh, geht es zusammen mit Katharina, die uns begleitet, mit dem Matatu nach Eldoret. Wir erwischen ein sehr sehr schnelles Matatu und bis auf die Tatsache, dass für 15 Minuten ein Kenianer halb auf meinem Schoß sitzt, verläuft die Fahrt auch ganz angenehm. Mit einem Picki-Picki geht es zu dritt zur Rupa Mall, wo daneben das Schwimmbad ist. Insgesamt benötigen wir nur 50 Minuten vom Guesthouse bis zum Bad. Wahnsinn!!!
Dort bezahlen wir 500 kenianische Schilling Eintritt und als wir um die Ecke schauen, sehen wir ungefähr 50 Kinder im Hauptbecken und im Anfängerbecken, was eine interessante Überraschung ist. Durch die Decke und die Wände hallt das Kindergeschrei so laut, sodass wir ein bisschen Probleme haben, uns zu verständigen. Nichts, was ich aber demnächst im Referendariat als Grundschullehrer sowieso erlebe, weshalb es mich auch nicht stört.
Tom Ole und ich ziehen uns um und gehen in das von der Temperatur einigermaßen erträgliche Becken. Obwohl das Becken sehr trüb ist und man wieder mit Mühe die Wand sieht, schießt einen der Chlorgeruch erst beim Springen ins Wasser in die Nase hoch. Aber ich gewöhne mich schnell daran und ziehe in der Folge meine Bahnen. Die Kinder sind mittlerweile aus dem Becken gegangen und so schwimme ich ein paar 100er alle 1:30min ab. Die 100er Zeiten mit 1:17-18 sind deutlich langsamer als zuhause, was am mangelnden Schwimmtraining liegt und auch an der Höhe, die beim Schwimmen einem mehr bewusst wird als beim Laufen. So sind nicht nur die Beine müde, sondern auch die Arme.
Nach gut 65 Minuten kommt wieder ein Schwung Schüler ins Bad und verteilt sich auf die Bahnen 1-6. Uns bleibt somit noch Bahn 7-8, bis zu dem Zeitpunkt als dann auf der gegenüberliegenden Seite andere Kinder quer zu uns entlang schwimmen. Hat zur Folge, dass Tom und ich 5m×20m Platz haben und Freiwasserwenden machen müssen und hauptsächlich Technikübungen durchziehen. Nach 1 Stunde 20 Minuten sind wir zufrieden und Katharina bemerkt beim Aussteigen aus dem Wasser, dass wir ganz grün im Gesicht sind. Und sie hat Recht, denn wir schauen ein bisschen aus wie Aliens. Vermutlich durch das ganze Chlor im Becken. Beim Abtrocknen mit meinem weißen Handtuch wird die Behauptung auch bestätigt, da das ganze Handtuch voller grüner Flecken danach ist.
Nach dem Duschen gehen wir noch kurz in die Rupa Mall, kaufen was ein, essen ein Eis und fahren mit dem Picki-Picki zur Matatu Station. Dort werden wir wieder wie Popstars empfangen und kommen mit dem Matatu dann relativ schnell wieder nach Hause. Nicht so schnell wie in der Früh, aber immer noch sehr flott, sodass wir noch Reis zum Mittagessen bekommen, den es auch am Abend wieder gibt. Heute ist also Beilagentag.

Zwischen dem Mittag- und Abendessen darf ich ein paar Telefonate führen, gehe zu Physio Ben und mache eine kurze Spinningeinheit.
So geht der Tag dann auch wieder schnell vorbei und der Abflug am Donnerstag rückt immer näher.

12. März Tag 42

Der Tag heute ist sehr eintönig. Ich unternehme am heutigen Tag nichts und bleibe auch nur in der Nähe vom Guesthouse.
In der Früh esse ich genüsslich meine Pfannkuchen und beschließe anschließend sofort zum Gym zu gehen und mich einfach mal so lange ich will, auf's Spinningrad zu setzen. Mein Oberschenkel/Knie, was vermutlich durch neue Einlagen herbeigeführt worden ist, ist die letzten Tage nicht besser geworden, da ich es wahrscheinlich jetzt im Kopf akzeptiert habe, dass da was ist. Ich gebe zu, dass das eine sehr holprige Marathonvorbereitung ist, die sich bitte keiner zu Herzen und als Vorbild nehmen sollte. Ob das am Ende mit dem Erfolg gekrönt wird, an der Startlinie zu stehen, trau ich mich gerade nicht einzuschätzen. Ein bisschen Hoffnung habe ich noch.

Im Gym setze ich mich also in Bewegung und auf Idee von Katharina spiele ich bereits mit dem Gedanken, meinen Namen auf dem Rad eingravieren zu lassen.
Nach gut 1,5h kommt ein Holländer neben mich auf das andere Rad, der sich mit mir ein wenig unterhält. So gehen am Ende 2,5h Spinning einigermaßen schnell herum und ich begebe mich nach einer kurzen Dusche zum Mittagessen, wo die anderen Holländer uns wieder alles vor der Nase wegessen. Müssen wir auf die zweite Ladung Pommes warten, wobei Katharina auf die Dritte, da die Holländer ihre zweite Portion aufladen und sie eine Sekunde zu spät da ist.
Naja irgendwann bekommen wir alle unser Essen und unterhalten uns ein bisschen. Danach zeige ich Katharina und Tom Ole den Weg zur Klippe und den Schleichweg zum Kerio View. Wir genießen kurz die Aussicht, gehen dann aber zügig zurück, da die Sonne heute nur so herunterknallt. Und ich hab die Sonnencreme vergessen, was man hier am Äquator schnell bereuen kann.

Nachmittags besuche ich wieder mein Lieblingsgebäude hier in C&C, um Athletik zu machen. Allerdings hat die Besitzerin Caroline ihre Trainingsgruppe mitgebracht, sodass 15 Kenianerinnen das Gym voll in Anspruch nehmen und mir nichts anderes übrig bleibt, als draußen vor der Tür meine Übungen zu machen. Währenddessen kommt wie aus dem Nichts Amanal Petros hier zusammen mit einer Freundin ins C&C, sagt mir kurz Hallo und ist genauso schnell wieder weg, wie er gekommen ist. "Nettes Rahmenprogramm hier heute!", denke ich mir.
Als die Kenianerinnen fertig sind, habe ich 1h 15min Athletik gemacht und ich beschließe noch für eine Zeit auf den Crosstrainer zu gehen. Werden "nur" 35min, aber mit dem Spinning in der Früh und dem Athletik zuvor, reicht das heute aus. Über 4h sind genug.  Außerdem ist es schon 18:30 Uhr und das Abendessen ruft. Es gibt das erste Mal Fleisch, welches nicht zäh und voller Knochen ist, was nach den letzten Beilagenessen Tagen ganz gut tut.
Wir Deutschen haben einen eigenen Tisch, unterhalten uns wieder und sind die letzten, die den Essraum verlassen und zurück in ihre Zimmer gehen.
Morgen steht dann auch schon der letzte ganze Tag an.
Wäre nicht die Verletzung, wäre ich vermutlich sehr traurig, weil ich es hier wirklich sehr toll finde. So freue ich mich auf Lissabon, auch wenn der geplante Wettkampf wahrscheinlich ausfällt für mich und auf Zuhause, um endlich rauszufinden, was gerade Sache ist.

13. März Tag 43

Der letzte ganze Tag in Iten steht für mich an. Ich schlafe aus, gehe zum Frühstück, wo es zur Abwechslung mal die French Toast mit hartgekochten Eiern als Variante gibt und organisiere danach bei Chris einen Fahrer zum Flughafen für den morgigen Tag.

Anschließend gehe ich ins Gym, mache 1h 35min Spinning und hüpfe gleich danach zum letzten Mal auf die Physioliege.

Zu Mittag gibt es Reis und Kartoffelpuffer. 
Um den letzten Tag ein bisschen zu versüßen, gehen Katharina, Tom Ole und ich zum Kerio View, um etwas Nachtisch zu essen. Das Kerio View erreichen wir in 15min über einen kleinen Schleichweg entlang der Klippe.
Dort angekommen, sind wir die einzigen Gäste. Wir stellen nach kurzer Zeit gemeinsam fest, dass wir uns im C&C Guesthouse wohler fühlen und wir aus irgendeinem Grund gestresster sind als bei C&C. Vermutlich, weil es uns zu modern und unpassend wirkt oder weil wir wissen, dass wir zum einen 100 Schilling Eintritt zahlen müssen und zum anderen für eine Nacht hier 95€ zahlen müssten. Zusätzlich kommt hinzu, dass in C&C fast ausschließlich Sportler sind, während das Kerio View auch allerlei Touristen aus aller Welt beherbergt.

Dennoch genießen wir die phänomenale Aussicht, sitzen draußen unter einem Schirm und bestellen uns etwas zu Essen. Auf die Frage, was der Kuchen des Tages ist, bekomme ich von der Bedienung die Antwort: "Ist halt ein Kuchen?!". Da mich das jetzt nicht ganz zufrieden stellt, bestelle ich Pancake Mikado, was Pfannkuchen mit Vanilleeis ist. Kann ja nach dem heutigen Frühstück nicht sein, dass ich heute keine Pfannkuchen esse. Katharina hat mit ihrer Auswahl kein Glück, weshalb sie nochmal umbestellen muss. Warum das 10 Minuten dauert, bis man feststellt, dass es keine Schokoladen Tarte gibt, ist mir ein Rätsel. Aber wir haben jetzt schon öfter festgestellt, dass es von der Speisekarte immer nur 70% tatsächlich gibt. Da haben wir es in der Heimat besser.
Bis zum Essen genießen wir die Ruhe, doch just in dem Moment als das Essen geliefert wird, kommt eine kleine Katze um die Ecke und miaut uns die Ohren voll. Das dauert dann genauso lange, bis wir fertig gegessen haben. Doch sie hat Glück, dass sich auf einem Teller noch etwas Obst befindet, welches sie gierig hinunterwürgt.
Wir bezahlen und schauen uns noch etwas im Kerio View um, machen ein paar Fotos von der Aussicht und gehen schließlich wieder zurück ins Guesthouse. Dort absolviere ich meine Zweite Einheit, diesmal 25 Minuten Spinning und 40 Minuten Crosstrainer mit etwas Athletik danach. Dann ist es auch schon Zeit für das Abendessen. 
Zum wirklich krönenden Abschluss, zumindest für mich, gibt es Reis und Chapati, welches für mich mit Mandasi wirklich das leckerste kenianische Essen ist. Ich überlege sogar, daheim Chapati zu machen, werde aber von Katja aufgeklärt, dass dies nur mit bestimmten Mehl so möglich ist, dass es nur hier gibt. Dann genieße ich das heute eben umso mehr!

Nach dem Essen geht es in die Zimmer, wo ich anfange, für den nächsten Tag zu packen. Ich habe noch ein paar Packtipps von Katharina bekommen, die ich dankenswerterweise annehme, denn im Packen bin ich so gut, dass viele Dinge immer draußen liegen bleiben. Mal sehen, wie es diesmal wird.

14. März Tag 44

Letztes Mal in Iten aufwachen, letztes Mal das satte Grün der Natur genießen, bevor es zurück nach Europa geht. Wie an irgendeinem der letzten Tage erwähnt, bleibe ich für fünf Tage in Lissabon, wo ich ja einen Halbmarathon laufen wollte, bevor es nach Deutschland geht. Aber wie so oft in letzter Zeit bei mir, kommt alles ein bisschen anders.

Zum Frühstück gibt es Pfannkuchen. Sehr gerne hätte ich mich über Mandasi gefreut, aber das wäre nach dem gestrigen Abendessen zu viel verlangt. Außerdem, was ist passender als am letzten Tag DAS Frühstück zu bekommen, was mindestens 4/5 des Trainingslagers ausgemacht hat. 
Und einen kleinen Zusatz gibt es auch. Willi, der Koch, hat nämlich Pfannkuchen mit Zitronengeschmack gemacht. Ob bewusst oder unbewusst möchte ich gar nicht wissen.

Nach dem Frühstück hänge ich noch schnell die nasse Wäsche auf, die ich vor dem Frühstück abgeliefert habe und schon wieder aus der Waschmaschine ist. Das geht hier immer rasend schnell.
Dann packe ich schonmal einzelne Sachen und kaufe ein paar Tafeln Schokolade im Supermarkt ein, die ich an die Bediensteten verteile, die mir den Aufenthalt hier wirklich einfach und angenehm gemacht haben und mir das Gefühl gegeben haben, hier willkommen zu sein. Da Schokolade hier etwas besonderes ist und mir ehrlich gesagt auch nichts anderes einfällt, hab ich mich dafür entschieden. Die erste Tafel bekommt Ben, mit dem ich dann auch noch ein Foto mache, was unmittelbar danach auf seinem Instagram Account und auch in seinem Whattsapp Status landet. 

Danach noch einmal Mittagessen, leider ohne Reis, dafür mit Kochbananen und Nudeln, bevor ich ein letztes Mal alle Sachen einpacke. Zuvor verteile ich noch die Schokolade, bedanke mich und "klaue" danach kurz die Waage aus dem Gym und mache wie vor dem Hinflug wieder den Gewichtstest. 
"20,3kg, passt!", denke ich mir und unmittelbar danach kommen jedoch die Zweifel: "Wie zur Hölle hab ich fast drei Kilogramm weniger, obwohl ich sogar ein paar Sachen mehr habe?" Naja, muss schon passen, vielleicht machen die Riegel und Gels, die den Weg in meinen Bauch gefunden haben, das ganze Gewicht aus. Dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass ich was vergessen habe. Von einem einzelnen Socken, der verloren gegangen ist, weiß ich jedoch. Kann ja sein, dass der zwei Kilogramm wiegt;-)
Mit etwas Verspätung geht dann auch der Rückweg zum Flughafen los. Es ist quasi ein fliegender Wechsel, da ein Deutscher heute mit dem Fahrer angekommen ist und ich mit demselben Fahrer zum Flughafen fahre.
Chris, der Besitzer fährt auch mit, und lässt sich bis zur Rupa Mall fahren. Dabei findet unser Fahrer zahlreiche Nebenstraßen und Schleichwege, um den Berufsverkehr zu vermeiden. Ob das von Erfolg gekrönt ist, wage ich zu bezweifeln. Dafür sehe ich sogar ein Kamel, was ich bislang noch gar nicht gesehen habe und gar nicht gewusst habe, dass sie diese hier in Kenia in dieser Gegend haben.
Schließlich angekommen, darf ich 3500 kenianische Schilling zahlen, was ein ganz schön stolzer Preis hier ist, aber nach den ganzen Matatu Fahrten bin ich vermutlich einfach was anderes gewohnt.

Der Check-In verläuft reibungslos, ich bekomme ein höchst professionelles handgeschriebenes, fälschungssicheres Flugticket und warte auf das Boarding. Die Propellermaschine schafft schließlich den Flug in gut 40 Minuten und zum Dank, dass ich als einer der letzten Gäste den Flieger verlasse, darf ich im Gegensatz zu den anderen Gästen die 500 Meter zu Fuß über das Rollfeld absolvieren und nicht eingepfercht im Bus.
Der Koffer ist dadurch innerhalb von zwei Minuten schon da und statt mich mit Schleppen abzumühen, nehme ich mir einen Trolli und suche den Weg zur richtigen Abflug Halle. Hab die Erfahrung, dass ich nämlich immer nach dem Schleppen meiner Koffer einen mords Muskelkater habe. Mein Bizeps und Rücken lässt grüßen.
In der Sicherheitskontrolle darf ich meinen Koffer aufmachen, da der Sicherheitsbeamte einfach mal Bock hatte reinzublicken, was so ein Muzungu für interessante Sachen hat, aber ansonsten geht alles wieder sehr zügig.
Auch als ich innerhalb des Flughafens mir etwas zu Essen bestelle, geht alles sehr schnell. Das Essen ist nach nicht mal zehn!!! Minuten da und ich vermisse jetzt schon die kenianische Uhr. Aber bei dem Blick auf die "Europäischen Preise" haben sie vielleicht das Gefühl auch liefern zu müssen. Der Burger schmeckt zusätzlich auch noch, was die Wartezeit bis zum nächsten Flieger nach Dubai etwas verkürzt. Ich sitze also beim Schreiben des Blogs am Gate und warte bis es um 22:45 Uhr weitergeht.
Morgen bin ich dann um circa 12 Uhr Ortszeit in Lissabon.

Fazit

Zum Abschluss des Trainingslagers schreibe ich nochmal kurz über meine Erlebnisse in Kenia und meine Einschätzung darüber und zuvor berichte ich noch, wie ich nach Lissabon gekommen bin, was ich dort grob gemacht habe und wie der Halbmarathon-Wettkampf in Lissabon als Zuschauer für mich gewesen ist.
Wie im letzten Blog Beitrag geschrieben habe ich in Nairobi darauf gewartet bis der Check-In erfolgt. Fast pünktlich geht es auch los und zunächst denke ich beim Sitzen in der vorletzten Reihe des Fliegers, dass ich heute mal richtig Glück habe, da ich zuerst komplett allein sitze und die Reihe vor mir, hinter mir und der Platz neben mir frei sind. Aber leider falsch gedacht. Als allerletzte Gäste kommen drei kenianische Jungs mit ihrer Mutter eingetrudelt und nehmen diese Plätze. Der Kleinste redet ununterbrochen und ist nach einer Minute schon davon überzeugt, dass dies die beste Airline der Welt ist. Alles wird mit seinem IPad dokumentiert und ich seh mich immer mal wieder im Blickfang der Kamera. Naja, wird nicht ganz so ruhig. Als er es dann auch noch schafft sein ganzes Essen an der Seite fallen zu lassen und sein Wasser auf meine Füße laufen lässt, bekomme ich auf meinen Hinweis nur ein abweisendes "Hey Dude, what y' want!" Irgendwann kann ich doch ein wenig schlafen und in Dubai angekommen  darf ich als letzter das Flugzeug verlassen, da die Familie sich Zeit lässt und mich nicht rauslässt. Irgendwann bin ich draußen und darf den Gang in den modernen Flughafen Dubai's antreten, wo ich mich an mein nächstes Gate setze und kurz darauf ein Japaner sich schlürfend und pfurzend neben mich setzt, während ich um 4 Uhr in der Früh Live Basketball ansehe. "Mei, hab ich heute ein Glück!.."

Der Flug nach Lissabon geht dafür ohne Probleme und dort mit diesmal trockenen Socken angekommen, gehe ich erstmal einen Kilometer bis zum Gepäckband und warte anschließend kurz nach dem Ausgang auf meine Eltern, die etwas später hinzukommen. Schließlich sind wir alle da und wir sehen auch kurz Hendrik, der mit anderen Eliteläufern ins Hotel fährt.

Wir dagegen machen uns auf den Weg in unsere Unterkunft, gehen zur Expo und kaufen etwas Lebensmittel ein, bevor ich abends um kurz nach 20 Uhr Ortszeit ins Bett falle. Ich hab ausgerechnet, dass ich bis dahin 40 Stunden wach gewesen bin, davon 33 Stunden unterwegs und nur 1 Stunde "richtig" im Flugzeug geschlafen habe. 

Am nächsten Tag besuche ich ein örtliches Schwimmbad, um ein bisschen fit zu bleiben, wobei das hier in Lissabon relativ ist, wenn man viel zu Fuß geht. Denn wer Lissabon kennt, weiß, dass auch hier alles wie in Iten nur hoch und runter geht, wobei es Richtung Stadt Zentrum meist eher bergauf geht. 
Insgesamt gehen wir an diesem Tag nach meinem Schwimmbadbesuch 16 Kilometer, was irgendwie wenig klingt, weil es auch so schnell vorbeiging in dieser wunderschönen Stadt. Wir gehen Essen und holen uns damach den laut zahlreicher Bewertungen weltbesten Schokoladenkuchen im Landeu Chocolat in der LX Factory ab. Eine verlassene Firma, in der nun zahlreiche Restaurants und Cafes zu finden sind. Abends treffe ich mich noch kurz mit einem portugiesischen Journalisten, den ich im C&C kennengelernt habe. Dieser hat unbedingt kenianischen Tee haben wollen, den ich ihm im Hotel der Eliteläufer gebracht habe. Im Gegenzug erhalte ich ein T-Shirt vom Lauf. In der Lobby treffe ich noch Hendrik und Esther und wir reden ein bisschen über verschiedene Dinge, bevor das technische Meeting für die beiden losgeht und wir uns verabschieden.

Am Renntag ist es in der Früh windig und auch wärmer als tags zuvor. Bedingungen, die Bestzeiten leider nicht zulassen, auch wenn die Pendelstrecke für die Elite topfeben ist. Aber gegen das Wetter ist man machtlos, sodass Esther sicherheitshalber nach 10 Kilometern aussteigt, um sich für einen nächsten Versuch die Kräfte zu sparen und Hendrik hakt den Lauf als Erfahrung ab.
Dass keiner der Elite Läufer unter einer Stunde gelaufen ist und das in der heutigen Zeit, sollte den Veranstaltern zu denken geben. Wenn man solche Hochkaräter auch einladet, sollte man den Lauf vielleicht nicht erst um 10:05 Uhr starten lassen. Auch das Rahmenprogramm ist meiner Meinung nach etwas trostlos, so kommt kaum Stimmung auf und es sind nur wenige Menschen an der Strecke.

Nach dem Anfeuern verbringe ich den Tag in der Innenstadt und lasse den Tag zusammen mit meinen Eltern mit einem Sonnenuntergang ausklingen.

Montags gehe ich nochmals Schwimmen, bis portugiesische Omas und Opas mir den Weg auf der Bahn versperren, gehen in den Zoo, der wirklich wirklich toll ist und essen abends nochmal in einem Restaurant in der LX Factory.
Danach packe ich noch meine Sachen, bevor es am nächsten Tag nach fast sieben Wochen auf Reisen nach Hause geht.

Was nehme ich vom Trainingslager mit?

Sportlich vor allem eins: Dass man, auch wenn es nicht läuft, das Beste aus der Situation machen kann, und es trotzdem mit Freude genießen kann. Und dass mehr Leute an mich glauben und hinter mir stehen als gedacht.

Menschlich und kulturell habe ich mich weiterentwickelt. Ich merke, dass die Hetze und der Stress in Deutschland auch anders wahrgenommen werden kann und teilweise von mir selbst erzeugt worden ist. Ich bin gelassener geworden und setze mir keine zeitlichen Grenzen. Natürlich wird der Alltag einen immer wieder einholen, aber an diesen kenianischen Vibe werde ich mich immer wieder erinnern und versuchen, nachzueifern.

Auch habe ich gelernt, etwas neues auszuprobieren. Sei es auf Leute zuzugehen, zu fragen, was sie da gerade machen. Oder sei es, etwas Neues zu essen. All dies und viele neue Erfahrungen habe ich jeden Tag gemacht und ich hätte nicht gedacht, dass ich fast jeden Tag in meinem Blog so viele Dinge zu erzählen habe. Was ich vermissen werde, ist die Landschaft und das Grün der Umgebung, dass einen überall ins Auge sticht. Was ich nicht vermissen werde, ist das Verbrennen von Plastik und dessen Geruch.

Aber alles in allem habe ich viele Erfahrungen gemacht, neue Leute und Freunde kennengelernt und auch wahnsinnig coole (sportliche) Dinge erlebt und gemacht, von denen ich später noch viel erzählen kann. Ich bin auch froh, diesen Blog geschrieben zu haben, denn so kann ich meine Erinnerungen immer Revue passieren lassen. 
In diesem Sinne, danke an die, die jeden Tag gelesen haben und ich hoffe, dass es euch gefallen hat und Ihr etwas über Kenia und mein Training gelernt habt. Falls mir wer Feedback geben möchte oder Anmerkungen hat, gerne an @tobiulbrich auf Instagram schreiben.

Ansonsten bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen 
Kwaheri 
Euer Tobi und immer dran denken "Hakuna Matata"