Das war das Meet & Greet mit Hendrik Pfeiffer

“Sport hält mobil - und Mobilität hat viele Facetten” - unter diesem Motto durften der amtierende Deutsche Marathonmeister Hendrik Pfeiffer und Race-Direktorin Stefanie Eichel zu Gast beim Business-Treff “Vorwärts nach weit” unseres neuen Partners ADAC im Alten Rathaus Hannovers sein. Wir blicken zurück auf einen informativen und kurzweiligen Abend und das vorgeschaltete “meet & greet” mit dem Team-Vizeeuropameister im kleinen und exklusiven Kreis.

Hendrik Pfeiffer zu

seinem ganz persönlichen Rückblick auf ein außergewöhnliches Jahr:

Das war wirklich fast surreal und bezieht sich tatsächlich nicht nur auf das Kalenderjahr 2022. Da war zunächst mal das Erlebnis Olympische Spiele in Tokio, auch wenn diese nicht wirklich optimal für mich gelaufen sind, dannder Titelgewinn in Hannover und als Krönung die krassen European Championships in München mit der Team-Silbermedaille; mehr geht einfach nicht. Das waren Momente, die man nie vergisst!

seiner “all in” Vorbereitung in Kenia:

Ich habe tatsächlich alles auf die Karte Hannover als einzige Quali-Chance für die EM gesetzt und am Ende hat alles gepasst, war supercool. Aber drei Monate Kenia waren schon extrem intensiv und herausfordernd. Das Leistungsniveau dort ist einfach unbeschreiblich und man hat keinerlei Ablenkung, kann sich total fokussieren. Man ist dort von allem, was Dich stresst, weit entfernt. Ganz, ganz wichtig ist dort auch das Thema “Regeneration”, das in der He von Kenia noch eine ganz andere Bedeutung hat.

die Entscheidung EM oder WM:

Das war eine klare Sache; natürlich die EM! Ein solches Event vor heimischer Kulisse ist einfach durch nichts zu ersetzen, zumal wir schon früh wussten, dass wir ein starkes Team haben und alle an einem Strang ziehen würden. Es hat sich dann eine unheimliche Dynamik im Kampf um die Plätze entwickelt und ein großartiger Spirit untereinander. Jeder wusste um die Riesenchance.

die daraus resultierende erste internationale Medaille:

Das war wirklich unfassbar und ein purer Genuss vor diesen phantastischen Fans in München. Es waren durch die Hitze sehr herausfordernde Bedingungen, aber die Zuschauermassen haben uns förmlich durch die Straßen getragen und uns pausenlos mega angefeuert. Allein die lange Zielgerade war nicht zuletzt auch durch den Sieg von Richard Gänsehaut pur. So etwas wird es so schnell nicht wieder geben.

das nächste große Ziel mit dem Start beim New York - Marathon am 6. November:

Davon habe ich tatsächlich schon immer geträumt. Es gibt bei uns ja immer den Druck durch die Kaderrichtwerte. Durch Hannover und München bin ich nun für das nächste Jahr Save und kann mich dieser Faszination eines internationalen Major-Rennens vor spektakulärer Kulisse widmen, ohne eine Top-Zeit liefern zu müssen. Das ist ja immer eine genaue Abwägung, wo man startet und ob dann auch eine Top-Zeit wichtig ist. Aber ich habe noch was im Tank und will mich dort teuer verkaufen und mit der Weltelite messen.

negative Erinnerungen:

Die gibt es natürlich gerade im Marathon auch. Schwer zu schaffen gemacht hat mir auf jeden Fall der Trip nach Tokio. Allein durch Corona eine sehr spezielle Erfahrung, ein auch durch die Hitze alles andere als optimales Rennen und direkt anschließend der Langflug zurück. Ich habe mehr als 2 Monate gebraucht, um mich davon zu erholen.

Ich war mental, geistig und körperlich total ermüdet, wollte dann aber doch in Valencia starten. Das Rennen dort ist mir dann komplett um die Ohren geflogen. Ich bin ausgestiegen, musste mit einer Pappe aus dem Müll bewaffnet, um gefühlt nicht zu “erfrieren”, 12 Kilometer durch die Stadt zurück zum Hotel schleichen - ein echter “Walk of Shame!” Marathon ist halt immer wie ein großes Abenteuer; alles muss passen und es kann extrem viel passieren.

die neue Herausforderung “Self Coaching”:

Ein spannendes Thema und ein durchaus zentraler Einschnitt. Mein langjähriger Coach Toni Kirschbaum möchte nach zehn etwas kürzer treten und ich will künftig möglichst viel in den eigenen Händen halten. Es ist fast wie ein Management-Job, aber auch sehr herausfordernd, sein Schicksal komplett selbst zu gestalten.

die Zukunftspläne:

Natürlich geht der Blick in Richtung Paris 2024, aber ohne den ganz großen Druck, mir da noch etwas beweisen zu müssen. Es einmal zu Olympia geschafft zu haben, war eine große Erleichterung. Jetzt kommt die Kür und man wird als Marathonläufer bekanntlich im Alter immer besser - das ist wie ein guter Wein. Man gewinnt einfach an Reife und Zähigkeit. Und Ziel ist es ja letztlich nicht, gegen den körperlichen Verfall anzukämpfen, sondern ihn zu verschieben.